Bogenschießen – eine Erfolgsgeschichte
Als am 1. Januar 1970 die Abteilung Bogenschießen des TSV Waldtrudering dem Bayerischen Schützenbund gemeldet wurde, waren es nur eine gute Handvoll Idealisten, die sich an die Arbeit machten, um das bis dahin ungenutzte Waldstück neben unserem Fußball- und Tennisplatz als Trainingsgelände herzurichten. Im Sommer 1995 wurde die sehr in die Jahre gekommene Hütte unter der Leitung und tatkräftigen Mithilfe unseres italienischen Baumeisters und Bogenschützen, Enrico Giuliani, grundlegend renoviert. Ihm zu Ehren und zum Gedenken ist es unsere „Casa Enrico“. Seit Juni 2021 gibt es eine neue „Casa Enrico“. Eine tolle Teamarbeit und -leistung über sämtliche Altersstufen – das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Fünf Gründungsmitglieder leiteten die lange und wechselvolle Geschichte unserer Abteilung ein. Die Entwicklung des TSV Waldtrudering und der Aufschwung des Bogensports in der Bundesrepublik – speziell in München – sind untrennbar miteinander verbunden. Viele der heutigen Bogenvereine im Münchener Raum haben ihre Wurzeln in unserem Verein. Mehrere Deutsche Meister machten den Club bekannt.
Unvergesslich werden die Turniere bleiben, die Waldtrudering regelmäßig veranstaltet hat:
von 1971 bis 1991:
• Internationales Frühjahrsturnier
• Internationales Hallenturnier ISPO-Trophy
• Flutlichtturnier im Herbst
• Hallenturniere in der Olympia- und Schlierseehalle
Europas „Schützengilde“ war zahlreich vertreten, insbesondere beim Turnier um die ISPO-Trophy. Angeführt von der Nationalmannschaft der damaligen UdSSR lieferten sich Rekordhalter und Olympiateilnehmer aus Italien, Jugoslawien, Ungarn, Holland, Schweden u.v.a. Ländern spannende Wettkämpfe.
So wurde unser 3. Internationales Hallenturnier um die ISPO-Trophy im Februar 1974 die größte bogensportliche Veranstaltung der Welt! Dank Mithilfe unserer Fußballjugend- und Tischtennisabteilung wurde unser Doppel-FITA-Stern-Turnier im Juni 1974 ein toller Erfolg, den wir uns nicht hätten träumen lassen.
900er Runde seit 1999:
Zur 75-Jahr-Feier des TSV Waldtrudering – veranstalteten wir am 4. Juli 1999 wieder ein erfolgreiches Turnier auf unserem Fußballplatz. Trotz viel Arbeit, Mühe und Kosten haben wir beschlossen, die 900er Runde zur jährlichen Tradition werden zu lassen.
Manche unserer begeisterten Turnierschützen dachten gar daran in der nächsten Wintersaison ein Hallenturnier im Münchener Osten zu veranstalten. Die Idee zu unserer Indoor war geboren. Dies würde vielen Schützen eine Turnierteilnahme ohne lange Anreisewege erlauben, damit es nicht noch jemandem geht wie im Winter 1997 unserem höchst turniererfahrenen Charly, der frohgemut und halbwegs siegessicher vor Ort erschien – doch wo war sein Bogenkoffer geblieben? Fieberhafte Suche in allen Autos unserer Schützen. Ergebnis: Charly vergaß, ihn vor unserem Sportheim in Waldtrudering umzuladen. Und so war die Indoor geboren. Dafür wurde eine Dreifachturnhalle benötigt – wir wurden fündig in Haar-Eglfing. In dieser wunderschönen hellen Halle fand 2001 das erste Indoor-Turnier statt. Nach 17 Veranstaltungen war dann leider Schluss. Der Aufwand war einfach zu groß.
Im Nachgang war es eine tolle Zeit – vielen lieben Dank an alle Unterstützer, Freiwillige, Helfer vor, während und nach dem Turnier und die Begeisterung für unser Turnier. Da wir im Laufe der Jahre das Turnier auch als rekordberechtigt ausgeschrieben haben, hat der ein oder andere Schütze sicherlich auch eine gute Erinnerung an unser Turnier – in Form eines FITA-Sterns.
Von Anfang an hatte unsere Abteilung mehrere Deutsche Meister – sowohl in der Einzelwertung als auch mit der Mannschaft:
1971 Hans Lehner über 25 m
1974 Klaus Brendel und Gerald Tscherner über 25 m
Die Jugendmannschaft mit Brendel/Brendel/Roth wurde Vizemeister.
Dazu kam ein Deutscher Rekord über 30 m durch Anneliese Mann. Bernd Schürmann schaffte die Qualifikation zur WM FITA und war zweitbester Deutscher in Grenoble bei der Weltmeisterschaft der „starken Winde“.
1975 Klaus Brendel wurde wieder Deutscher Meister über die 25 m. Es war aber auch ein Jahr der Zäsur – viele gute Schützen verließen den TSV Waldtrudering; umso begeisterter waren die Verbliebenen darüber, dass im November 1975 Siegfried Ortmann aus Bad Kissingen zu uns stieß. Er war damals schon mehrfacher Deutscher Meister mit vier WM-Teilnahmen und Olympiateilnehmer 1972.
1976 war wieder ein erfolgreiches Jahr. Siegfried Ortmann wurde Deutscher Meister vor Harry Wittig und Wolfgang Protzen. Durch Hagemann, Ortmann und Protzen wurde ein Deutscher Rekord über 18 m aufgestellt, der drei Jahre bestehen sollte (1653 Ringe) und 1981 noch einmal für drei Wochen (1672) zurückgeholt werden konnte.
1977 zwei 1100er Sterne (Hagemann und Protzen) waren glatt 100 Liter Bier wert!
1980 Siegfried Ortmann Deutscher Meister Schützenklasse, ebenfalls unsere Schützenmannschaft in der Zusammensetzung Ortmann/Tscherner/Protzen
1981 Deutscher Meister Schützenklasse wieder Sigi Ortmann und bei der Weltmeisterschaft Feld in Neuseeland erreichte er den 11. Platz
1982 folgten 1200er Sterne von Wolfgang Protzen und Gunther Liebe, der auch Deutscher Meister in der Juniorenklasse wurde – und auch wieder Sigi Ortmann in der Schützenklasse; bei der WM Feld in England belegte er dann Platz 20, Reinhild Weinlich wurde 14. in der Damenklasse und 1986 bei der WM in Radstadt zehnte.
1991 Eine tiefgreifende Neuerung war 1991 die Einführung der Compoundklasse bei uns. Hier tat sich Charly Saur hervor, der 1992 in dieser Klasse Deutscher Meister wurde.
1997 gab es eine weitere Änderung. Statt der vollen FITA über 90, 70, 50 und 30 m für die Schützen, 70, 60, 50, 30 m Damenklasse, werden bei Meisterschaften des DSB (Deutscher Schützenbund) nur noch 2 x 70 m geschossen. Auch manche Turniere gehen seither nicht mehr über die volle FITA-Runde, obwohl gerade diese ein gewisser Anreiz sind, Anfahrten zu weiter entfernten Turnierplätzen in Kauf zu nehmen, denn eine körperliche und geistige Herausforderung ist so eine FITA-Runde allemal und interessanter als bloß zwei mal 70 Meter. Ganz so weit wie unsere Vorgänger (Bordeaux/ Frankreich, Budapest/Ungarn, Königgrätz/Tschechien, Rom/Italien…) reisen wir nicht mehr.
2018 Gabriele Petritsch gewinnt die deutsche Meisterschaft der Seniorinnen in Wiesbaden – natürlich mit Waldtruderinger Unterstützung vor Ort.
Anita Eckerlein